Brahms-Preisverleihung 2006

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Musikhochschule Lübeck mit Brahms-Preis 2006 ausgezeichnet
Zum 15. Mal ist der renommierte Brahms-Preis verliehen worden, zum ersten Mal fand dieser feierliche Akt in Brunsbüttel statt. Im Rahmen eines eindrucksvollen Festkonzertes im Elbeforum erhielt gestern die Musikhochschule Lübeck mit ihrem angegliederten Brahms-Institut die bedeutende Auszeichnung der Brahmsgesellschaft Schleswig-Holstein.

Professorin Inge-Susann Römhild, Leiterin der Musikhochschule, und Instituts-Leiter Professor Dr. Wolfgang Sandberger nahmen den mit 10 000 Euro dotierten Preis entgegen. „Gewürdigt wird eine erfolgreiche Kooperation in Sachen Brahms, die weit über die Grenzen Schleswig-Holsteins und der Bundesrepublik hinaus hohes Ansehen genießt“, unterstrich die stellvertretende Ministerpräsidentin Ute Erdsiek-Rave in ihrer Begrüßungsansprache. Die Lübecker Musikhochschule mit ihrem weltweit anerkannten Ruf hat 1992 das Brahms-Festival ins Leben gerufen, das seitdem alljährlich mit berühmten Solisten, Dozenten und Jahrgangsbesten der Hochschule veranstaltet wird.

„Schleswig-Holstein gilt inzwischen als das Zentrum der deutschen Brahmsforschung und ist zum Brahms-Land geworden“, so die stellvertretende Ministerpräsidentin weiter. Dazu habe natürlich auch die Brahms-Gesellschaft mit Sitz in Heide, die 1987 gegründet wurde, beigetragen. Professor Eckart Besch, seit 1996 Vorsitzender der Gesellschaft, dankte in diesem Zusammenhang dem Hause Boyens Medien, das als Medienpartner auch in diesem Jahr wieder die Brahms-Wochen unterstützt. Einer der Höhepunkte dieser 10. Brahms-Wochen in Dithmarschen ist die Preisverleihung.

Für die Laudatio hatte man den bekannten Schauspieler Christian Quadflieg auserkoren: „Wenn heute der Brahms-Preis vergeben wird an ein Institut, das junge Menschen ausbildet, so möchte ich diese Musiker ermuntern, sich mit dem Namensgeber ihres Preises näher zu befassen.“ Der Komponist Johannes Brahms sei eine vorbildliche Persönlichkeit gewesen mit einem hohen Anspruch an die eigene Leistung, aber auch einer gehörigen Portion Humor.

Quadflieg unterstrich in seiner Rede das Renommee der Musikhochschule Lübeck mit ihrem zukunftsweisenden Lehrangebot, das in allen europäischen und überseeischen Staaten fachlich anerkannt sei. Eine attraktive Ergänzung biete das Brahms-Institut, das die fast vollständige Sammlung der Erstauflagen von Erstdrucken des Komponisten beherberge.

Von der Qualität der Musikhochschule konnte sich das Publikum in Brunsbüttel natürlich selbst überzeugen: Das Hochschulorchester spielte unter der Leitung von George Alexander Albrecht unter anderem die Sinfonie Nummer 40 g-Moll Köchelverzeichnis 550 von Wolfgang Amadeus Mozart sowie das Doppelkonzert a-Moll op. 102 von Johannes Brahms – zur großen Begeisterung der rund 450 Zuhörer, die langanhaltend Beifall spendeten. Besonderen Applaus erhielten die Solisten Julia Kretz (Violine) und Ulf Tischbirek (Violoncello). „Jetzt wissen wir also, wofür die Musikhochschule diese Auszeichnung bekommen hat“, stellte Eckart Besch zum Schluss schmunzelnd fest. Autor: Michaela Reh

Eindrucksvolles Festkonzert anlässlich der Brahms-Preisverleihung im Elbeforum
Am Sonntag ist der Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein im Elbeforum verliehen worden. Ausgezeichnet wurden die Musikhochschule Lübeck und ihr Brahms-Institut. Grund genug für die Hochschule, sich während des Festaktes mit einem Konzert ihres Studentenorchesters zu bedanken. Die Brahms-Wochen werden auch in diesem Jahr wieder vom Hause Boyens Medien als Medienpartner unterstützt.
Schon beim ersten Werk des Konzerts, der aufgewühlten „Manfred“-Ouvertüre von Robert Schumann, stellte das Orchester seine Fähigkeiten eindrucksvoll unter Beweis. Schumann, selber ein seelisch Gefährdeter, hat darin das Psychogramm eines genialen, aber innerlich zerrissenen Menschen gezeichnet – angeregt durch die einst berühmte, heute fast vergessene Dichtung „Manfred“ von Lord Byron. Das Hochschulorchester und sein hochkarätiger Gastdirigent George Alexander Albrecht machten die zwiespältig-bedrohlichen, aber auch kraftvoll-großartigen Züge der Ouvertüre überzeugend hörbar. Auch Mozarts g-Moll-Sinfonie aus dem Jahr 1788 – zur Unterscheidung von einer früheren Sinfonie in derselben Tonart „große“ g-Moll-Sinfonie genannt – bietet wenig Grund zum Optimismus. Nirgendwo sonst hat Mozart dem Schmerz seiner Seele in solcher Ausschließlichkeit Ausdruck verliehen wie hier. Selbst das Menuett, eigentlich ja ein höfischer Tanz, wirkt schroff, ist von einer seltsam ruhelosen Energie beherrscht, die nur selten – wie im lieblichen Trio – von einer versöhnlichen Stimmung abgelöst wird.

George Alexander Albrecht, der dies grandiose Werk ohne Noten dirigierte, animierte seine Nachwuchsmusiker zu einer Leistung, die sich hören lassen konnte. Besonders zu loben sind die Streicher- und die Holzbläsergruppe, deren spielerischer Schmelz Balsam für die Ohren war.
Zum Abschluss gab es das „Doppelkonzert“ von Brahms zu hören, ein Werk für Violine, Violoncello und Orchester. Sein Themenmaterial war ursprünglich für eine Sinfonie gedacht – was erklären mag, dass es, bei aller Großartigkeit, nicht die zündende Wirkung anderer Brahms-Konzerte besitzt. Virtuosität verlangt es trotzdem – ein Können, über das die beiden Solisten Julia Kretz (Geige) und Ulf Tischbirek (Cello) reichlich verfügen. Am meisten davon konnten sie im rondoartigen Finalsatz zeigen, der ständig auf bizarr-phantastische Weise zwischen Legato und Staccato, Orchester und Solisten, Geige und Cello hin- und herwechselt. Kein Wunder, dass die Zuhörer nach diesem Abschluss mit Bravo-Rufen reagierten!