Brahms-Preis 2012: Festkonzert der Extraklasse

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Brahms-Preisverleihung an das Fauré-Quartett in Wesselburen
Von Elko Laubeck

Brahms-Preisverleihung an das Fauré QuartettWesselburen – Kammermusik vom Feinsten: Mit dem Klavierquartett g-Moll opus 25 von Johannes Brahms stellten die vier Musiker des Fauré-Quartetts unter Beweis, dass sie würdig sind, sich in die Reihe der Brahms-Preisträger einzureihen, mehr noch: Sie zauberten in der Wesselburener Bartholomäuskirche hervorragende Klänge, präzise, temporeich, äußerst dynamisch und lupenrein.

In seiner launigen Begrüßung sprach der Vorsitzende der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein, Prof. Eckart Besch, von einem Gedankenblitz bei der Suche nach einem Preisträger im Jahr nach Anne-Sophie Mutter. Das Fauré-Quartett sei nun dran. Er erinnerte an den Boden, auf dem das Konzert stattfinden sollte: Johann Jakob Brahms nämlich, der Vater des Komponisten, habe als Jüngling in Wesselburen bei Kantor Müller sein Handwerk gelernt, „hier auf diesen Steinen, auf diesem Fußboden.“ Und der Geruch der Kirche sei heute bestimmt noch derselbe wie 1820.
Besch verriet mit der Ankündigung des Lobredners des Abends zudem, wer der Preisträger 2013 sein wird: Den mit 10 000 Euro dotierten Brahmspreis erhält dann Prof. Matthias Janz. Janz ist Kirchenmusikdirektor in Flensburg. Er wird im kommenden Jahr in Wesselburen mit dem Flensburger Bachchor das Brahms-Requiem aufführen.

Als Laudator des Abends würdigte er indes nicht nur das musikalische Spitzenniveau des Fauré-Quartetts, sondern auch die Leistung der Brahmsgesellschaft für das musikalische Geschehen im Land. „Ich finde es großartig, dass mit dem Fauré-Quartett der Bezug zu einer Besetzung hergestellt wird, für die Johannes Brahms drei wunderbare Werke komponiert hat.“ Die Brahms-Gesellschaft richte mit dieser Wahl die Aufmerksamkeit „aber auch auf die Kammermusik insgesamt.“

Allen vier Musikern sei eine solistische Karriere sicher gewesen, sagte Janz. „Rhythmische Präzision, Intonation und klangliche Balance sind aber vor allem auch im Zusammenspiel von hoher Perfektion und wirken dabei ganz natürlich und selbstverständlich. Jeder, der selbst Kammermusik gemacht hat, weiß um die Mühen, die damit verbunden sind, wenn man nur annähernd solche Ergebnisse erzielen möchte.“

Auch Kulturminister Dr. Ekkehard Klug lobte die Arbeit der Brahms-Gesellschaft: „Wer die Liste der bisherigen Brahmspreis-Träger durchgeht, kann daraus ablesen, wie zeitlos aktuell der Komponist in der internationalen Klassik-Musikszene geblieben ist.“ In diese Liste reihe sich das Fauré-Quartett in hervorragender Weise ein. „Sie spielen „Ihren Brahms“ frisch, temperamentvoll und präzise. Auf diese Weise holen sie ihn in unsere Gegenwart. Wer immer noch glaubt, dass klassische Musik verstaubt klingen muss, den belehren diese vier Künstler endgültig eines Besseren.“ Zur Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein passe der diesjährige Preisträger im 25-jährigen Jubiläumsjahr hervorragend. Das Fauré Quartett gehöre zu den Interpreten, die das musikalische Erbe von Johannes Brahms in die Zukunft tragen. „Der Brahms-Preis drückt Anerkennung und Dank für diese Leistung aus“, so Klug.

Der Minister hob hervor, dass die Preisträger sich insbesondere um die junge Hörerschaft bemühten und unter anderem mit Schulkonzerten versuchten, Kinder und Jugendliche für die klassische Musik zu gewinnen. „Aus meiner Sicht ist dies ein hervorragender Beitrag zur kulturellen Bildung.“

Das Fauré-Quartett, das sind Erika Geldsetzer, Violine, Sascha Frömbling, Viola, Konstantin Heidrich, Cello, und Dirk Mommertz, Klavier, gab sich äußerst spielfreudig. Voller Gestik und Mimik reichten sie sich die Melodie, voller Emotion trugen sie zunächst das Klavierquartett von Brahms und danach das Klavierquartett g-Moll opus 45 von Namensgeber Gabriel Fauré vor, dabei von einer unglaublichen Präzision. Da stimmte jeder Anschlag, jede Intonation von fortissimo bis in die zartesten Saitenklänge.

Etwas ungewöhnliche Klänge gab es am Schluss als Zugabe, als das Fauré-Quartett noch einen Tango zum Besten gab, den der Argentinier Eduardo Hubert eigens für das befreundete Quartett komponiert hatte: Faurétango. Als Kontrapunkt ein Rhythmus-betonter Schlussstrich unter ein Konzert der Extraklasse.