Brahms-Preis 2011

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Seit 1988 verleiht die Brahms-Gesellschaft dank der großzügigen Schenkung von Konsul Uwe Böttcher (1926-2004) alljährlich den mit 10.000 € dotierten Brahms-Preis:

Eine Würdigung von Persönlichkeiten, die sich um die Pflege Brahms’scher Musik und des künstlerischen Erbes von Johannes Brahms verdient gemacht haben.

Brahms-Preis 2011 an Anne-Sophie Mutter

Sie war Karajans Wunderkind und hat seitdem alles erreicht, was eine Geigerin erreichen kann: Anne-Sophie Mutter. „In großer Ehrerbietung vor ihrer seit Jahrzehnten leuchtenden instrumentalen Meisterschaft, in Würdigung der Ausstrahlung ihrer künstlerischen Persönlichkeit und ihrer Menschlichkeit sowie in Dankbarkeit für ihre weltweit anerkannte und Maßstäbe setzende Interpretationen auch der Werke von Johannes Brahms“ ist dem Weltstar am
8. Juli 2011 in Wesselburen der mit 10 000 Euro dotierte Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein mit Sitz in Heide verliehen worden.

„Der Brahms-Preis ist für uns in Schleswig-Holstein die ideale Möglichkeit, um Ihnen unsere hohe Wertschätzung auszudrücken“, gratulierte Kulturminister Dr. Ekkehard Klug der Brahms-Preisträgerin. Ausgezeichnet werde eine „große Künstlerin, einfühlsame Brahms-Interpretin und Persönlichkeit“, betonte der Minister.

Der Brahms-Preis wird seit 1988 von der Brahms-Gesellschaft verliehen. Er würdigt Persönlichkeiten, die sich um die Pflege Brahms’scher Musik und des künstlerischen Erbes von Johannes Brahms verdient gemacht haben. Minister Dr. Klug: „Der Preis ist ein Bekenntnis zu einem kulturellen Raum und zu einer Landschaft, die Künstler immer wieder neu inspiriert.“

Anne-Sophie Mutter nahm den Preis sichtlich bewegt im Rahmen eines Festkonzerts in der bis auf den letzten Platz ausverkauften St. Bartholomäus-Kirche entgegen. Eine geweihte Stätte für die Brahms-Gesellschaft, so deren Vorsitzender Professor Eckart Besch: „Hier begann die Musik bei den Brahmsens, als vor fast 200 Jahren Johann Jacob Brahms, der Vater von Johannes Brahms, damals noch ein Jüngling in der Kirche ein und aus ging. Drei Jahre lang nahm er hier gezielten Unterricht beim damaligen Organisten. Die Berufsausbildung endete mit einem ordentlichen Lehrbrief. Welch ein Bogen der Beziehung, den wir schlagen zu heute.“

Auch Laudator Michael Russ, Stuttgarter Konzertveranstalter und Vorsitzender der Anne-Sophie Mutter Stiftung, schlug einen großen Bogen von den Anfängen der Karriere Mutters als „deutsches Mädchenwunder“, die ihren ersten Auftritt als 13jährige beim Festival in Luzern hatte, bis zur unbestrittenen Meisterschaft als Spitzengeigerin unserer Zeit.

Darüber hinaus habe es sich Anne-Sophie Mutter zur Aufgabe gemacht, junge hochbegabte Streicher-Solisten weltweit zu fördern. Im Herbst 1997 gründete sie deshalb den „Freundeskreis Anne-Sophie Mutter Stiftung e.V.“. Im Rahmen dieser Institution werden die Stipendiaten nach ihren individuellen Bedürfnissen unterstützt: sei es durch Bereitstellung von Instrumenten, Vermittlung von Lehrern, Vorspieltermine bei Dirigenten, Stipendien. Zahlreiche arrivierte Künstler sind aus dieser Förderung hervorgegangen und bestätigen somit deren hervorragende Arbeit. Für ihren Besuch in Wesselburen hatte die 48jährige den jungen Russen Vladimir Babeshko mitgebracht, der das Publikum mit der Sonate Es-Dur op. 120, Nr. 2 von Johannes Brahms verzauberte. Die Brahms-Preisträgerin 2011, die sich selbst in der Tradition von Joseph Joachim und Dawid Oistrach sieht, bedankte sich mit einer musikalisch intimen und spannungsgeladen Interpretation von Brahms‘ berühmter Sonate Nr. 3 d-Moll op. 108; am Flügel meisterhaft begleitet von ihrem langjährigen Duo-Partner Lambert Orkis – zwei Koryphäen des Zusammenspiels, deren interpretatorische Kompetenz vom ersten Ton an bezaubert. Ein Genuss, Mutter und Orkis bei der künstlerischen Arbeit aus nächster Nähe beobachten zu dürfen. Mit Standing Ovations und vollständig vom Muttervirus befallen bedachten die zirka 1000 Besucher die Star-Geigerin und entlockten ihr als Zugabe „zur Abwechslung noch ein bisschen mehr Brahms“, wie Mutter mit einem Schmunzeln sagte. Nach dessen höchst beschwingt vorgetragenem Ungarischen Tänzen Nr. 5 und Nr. 3, wechselten die Musiker ins Opernfach und ließen den Abend mit der „Meditation“ aus der Oper „Thais“ von Jules Massenet träumerisch ausklingen.