Klassik auf die Club-Art

Klassik auf die Club-Art

Startseite // Klassik auf die Club-Art

Neue Führungsspitze der Brahms-Gesellschaft setzt auf den Nachwuchs

Joachim Nerger und Anja Piening wollen verstärkt Kinder und Jugendliche für klassische Musik begeistern. Vorurteile über klassische Musik gibt es einige – langweilig, sagen manche. Langatmig und schwerfällig, sagen andere. „Ich glaube, dass Menschen, die wenig mit klassischer Musik zu tun haben, sich eine zu enggestrickte Vorstellung von dieser Art Musik machen“, sagt Anja Piening, die neue Geschäftsführerin der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein.

Genau damit wollen Joachim Nerger, der neue Vorsitzende der Brahms-Gesellschaft, und sie bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen aufräumen. „Ansätze dafür haben wir schon in den Köpfen“, sagt Nerger, der in Hamburg eine Künstler-Agentur für Musiker der Klassik betreibt. Wie im Jazz- und Pop-Bereich wollen sie künftig Club-Konzerte anbieten. „Diese Konzerte bieten eine größere Direktheit zum Publikum“, so der 60-Jährige.

Dafür sind Piening, die bereits für die Plattenfirmen Universal Music und Warner Music arbeitete, und er momentan auf der Suche nach geeigneten Veranstaltungsorten. „Die Idee ist, dass wir zu den Leuten gehen und nicht darauf warten, dass sie zu uns kommen“, sagt die 36-jährige Anja Piening. Wenn es sich anbiete, würden sie mit diesem Konzept auch über die Stadtgrenzen hinaus gehen. Und noch etwas soll bei den Club-Konzerten anders sein, als bei den üblichen Veranstaltungen der Gesellschaft: „Vielleicht macht man das auch mal zu einer ungewöhnlichen Zeit, und nicht um 18 oder 20 Uhr“, so Nerger. Die Auftritte sollen dann auch kürzer sein als ein üblicher Konzertabend.

Doch nicht nur die jungen Erwachsenen will die neue Führungsriege der Brahms-Gesellschaft für die klassische Musik gewinnen. Geplant sind auch Familien- und Kinderkonzerte. Die Idee dahinter: „Viele Eltern gehen zum Beispiel Sonntags nicht in ein Konzert, weil sie die Zeit lieber mit ihren Kindern verbringen“, sagt Piening, die selbst Mutter ist. Mit einem speziell auf Familien zugeschnittenen Programm kann man sowohl den Nachwuchs als auch die klassisch-interessierten Eltern zu den Auftritten locken.

An den Museumskonzerten im Herbst und Winter wird jedoch nicht gerüttelt. Dort soll alles beim alten bleiben. Ein anderer Wind soll es hingegen bei den Brahms-Wochen geben. „Wir wollen die Möglichkeit nutzen, auch ausländische Musiker wenigstens zu den Brahms-Wochen zu holen“, sagt Nerger. „Es gibt von Land zu Land immer einen anderen Blickwinkel.“

So hätten französische Musiker ein ganz anderes Verständnis für Brahms als hierzulande und deutsche Musiker ein anderes für Debussy als ihre Kollegen aus Frankreich. Vor diesem Hintergrund verspricht sich Joachim Nerger auch neue Eindrücke für das Publikum. Und auch im Brahms-Haus soll es im kommenden Jahr vorwärts gehen. „Schon unsere Vorgänger haben sich mit einer Neuausrichtung des Museums beschäftigt“, so Nerger. Momentan laufen Gespräche, wie die konkret aussehen könnte. Im Gespräch sind unter anderem eine andere Präsentation der vorhandenen Ausstellungsstücke, zum Beispiel mit Audio-Führungen – eine weitere frische Brise in dem Konzept der beiden. (Text/Foto: Dana Müller)