Auftakt der Brahms-Wochen 2012 mit „musikalischen Erinnerungen“ von Klaus Groth
Startseite // Auftakt der Brahms-Wochen 2012 mit „musikalischen Erinnerungen“ von Klaus GrothSchauspieler Christian Quadflieg begeistert mit musikalisch-literarischem Programm
Als Landarzt Dr. Karsten Mattiesen begeisterte er die Nation. Heute zieht er die Lyrik vor. Zum Abschluss der Klaus-Groth-Tagung und Auftakt der Brahms-Wochen gastierte Schauspieler Christian Quadflieg am Sonntag auf der Museumsinsel Lüttenheid und begeisterte das Publium mit seinem Programm „Klaus Groth und die Musik“.
Christian Quadflieg (67) greift seit einiger Zeit gezielt auf das elementare Werkzeug eines Schauspielers zurück: Die Sprache. Als Rezitator leiht er seine Stimme jenen, deren Werke ihn in besonderer Weise begeistern – wie dem Heider Volksdichter Klaus Groth. Unter dem Titel „Musikalische Erinnerungen“ las er aus den Memoiren und Gedichten des Schriftstellers. Darin beschreibt Groth, wie er sich als junger Schreiber in der Heider Landvogtei zunächst das Notenlesen und dann das Klavierspiel selbst beibrachte. Als Groth später in Kiel lebte, gehörte er zu den aktiven Musik- und Konzertförderern der Landeshauptstadt und lernte die bedeutenden Musiker seiner Zeit kennen.
Christian Quadflieg, der am Nachmittag im Hamburger Schauspielhaus noch den Gustaf-Gründgens-Preis an John Neumeier verliehen hatte, nahm den Faden auf, den Professor Dr. Heinrich Detering am Vorabend in seinem Festvortrag über die Vertonungen der Grothschen Gedichte durch Johannes Brahms geknüpft hatte. Zusammen mit den Zuhörern auf der seit langem ausverkauften Museumsinsel schwelgte Quadflieg in den Erinnerungen des „Quickborn“-Dichters, entführte in dessen Knabenzeit, als „in Dithmarschen noch gesungen wurde“ und spürte der musikalischen Leidenschaft Groths in späteren Jahren nach, als er mit dem „Musikschatz von Brahms bis Bach vertraut wurde.“ Zwischen humorvollem Plauderton und hochkünstlerischen Rezitation wechselnd visualisierte der Schauspieler die knisternd erotische Begegnung Groths mit der Sängerin und schwedischen „Nachtigall“ Jenny Lind, den schmerzlichen Verlust des Freundes Robert Schumann und das kurze, aber folgenreiche Treffen mit Franz Liszt in Budapest.
Keineswegs nur musikalische Untermalung, sondern Programmpunkt der Extraklasse lieferte die russische Pianistin Ekaterina Doubkova mit der Interpretation passend ausgewählter Stücke von Brahms, Schumann, Liszt, Mendelssohn, Reinecke und Chopin. Aufmerksam verfolgte das Publikum auf der Museumsinsel die Leichtigkeit, mit der sie die Stücke meisterte, ihre Hände schienen ein Eigenleben zu führen.
Am Ende zeigte der enthusiastische Beifall, dass der Versuch, die geistige Nähe der beiden Protagonisten Brahms und Groth und die nach ihnen benannten Gesellschaften stärken zu betonen, mehr als aufgegangen ist. Beim anschließenden Künstlertreff im Brahmshaus wurden bereits intensive Gespräche geführt, wie die starke Achse der beiden Künstlerhäuser auf dem einzigartigen Museumsterrain Lüttenheid ausgebaut werden könnte.
Andreas Guballa