Weltklasse-Sänger in Heide

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Tenor Klaus Florian Vogt singt in seiner Heimatstadt

Benjamin MoserEs muss nicht immer Bayreuth, die Mailänder Scala oder die Metropolitan Opera in New York sein, um einen weltweit gefragten Wagner-Tenor zu erleben. Zwei Jahre lang hat die Brahms-Gesellschaft daran gearbeitet, den Sänger Klaus Florian Vogt, der 2012 den Echo Klassik als Sänger des Jahres erhalten hat, in seine Heimatstadt Heide zu holen. Am Dienstag ist ihr dieser Coup endlich gelungen. Und das begeisterte Publikum im lange ausverkauften Tivoli ließ sich nicht nur zum Mitsingen, sondern am Ende auch zu Standing Ovations hinreißen.

Er habe die Gralserzählung des Lohengrin „In fernem Land“ mittlerweile auf so vielen Bühnen der Welt gesungen, schmunzelte der sympathische Sänger, der gerade im Wagner-Jahr besonders gefragt ist. „Nun auch in Heide!“ Zusammen mit seiner Ehefrau, der Sopranistin Silvia Krüger, gestaltete Vogt für die Brahms-Wochen ein Programm, dass in der ersten Konzerthälfte mit Brahms-Vertonungen vor allem den Genius Loci würdigte; nach der Pause erklang ein Potpourri beliebter Opern- und Operettenmelodien.

Schon mit der Auswahl der Brahms-Lieder, darunter auch zwei Vertonungen von Groth-Gedichten, erwiesen sich die Sänger im Duett sowie solistisch als hervorragende Gestalter, die sowohl die melancholisch-ernsten wie auch die heiter-bewegten Gesänge mit sprachlicher und gesanglicher Klarheit, mit Intelligenz, Musikalität und erfrischender Geste vortrugen.

In der zweiten Konzerthälfte wechselten Vogt und Krüger mit zwei Mozart-Arien aus der „Zauberflöte“ dann zur eher leichten Muse. Mit der Puccini -Arie „O mio babbino caro“ (Oh mein liebes Väterchen) aus der Oper Gianni Schicchi eroberte Silvia Krüger, die ihrem berühmten Ehemann den ganzen Abend über ebenbürtig zur Seite stand, mit hell leuchtender Stimme und lebendigem Mienenspiel dann endgültig die Herzen der Zuhörer. Auch Klaus Florian Vogt hatte mit der Lohengrin-Arie sein Wagner-Bravourstück dabei. Wunderbar die ebenso sichere wie schmelzende Höhe der jungenhaft hellen Stimme, die über große Kraftreserven und langen Atem verfügt und dabei bemerkenswert artikulationssicher ist. Das hatte in jeder Hinsicht Bayreuth-Klasse. Zwischen den Arien plauderte Vogt munter über sein Debut als Tamino am Schleswig-Holsteinischen Landestheater in Flensburg, Pleiten, Pech und Pannen an der Dresdner Semperoper und peinliche Missgeschicke bei der Open-Air-Sommeroperette in Lübeck. Mit einer Auswahl schmissiger Operettenmelodien konnte das Sängerduo dann dem Affen am Ende noch einmal ordentlich Zucker geben, animierte das Publikum bei Kálmáns „Tanzen möcht‘ ich“ sogar zum Mitsingen. Standing Ovations und zwei Zugaben beendeten einen unvergesslicher Abend, der nicht nur dem Publikum, sondern auch den Künstlern sichtlich Spaß machte. (Foto/Text Andreas Guballa)