Kammermusikalische Glanzlichter

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Zwei junge, hochmusikalische Ausnahmetalente im Duo vereint: der 22jährige Geiger Tobias Feldmann und der 28jährige Pianist Boris Kusnezow. Beim Museumskonzert der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein setzten sie am Sonntag auf Lüttenheid mit einem Programm voller Pathos, Leidenschaft und Energie kammermusikalische Glanzlichter.

Tobias Feldmann und Boris KusnezowDie beiden Gewinner des Deutschen Musikwettbewerbs und Stipendiaten der Studienstiftung des deutschen Volkes musizieren erst seit gut zwei Jahren zusammen, doch einem solch‘ emotionalen Gleichklang zweier Interpreten begegnet man nur selten. Sie scheinen nicht nur eins mit der Musik zu werden, sie verschmelzen – auch hinsichtlich des Ausschöpfens der klanglichen Möglichkeiten ihrer Instrumente – zu einem gemeinsamen Klangkörper.

Schon in Ludwig van Beethovens Sonate Nr. 7 c-Moll agierten beide Interpreten äußerst synchron. Sie schmückten den Klang mit Farbe und Elastizität, sorgten für strukturelle Geschlossenheit der Komposition, arbeiteten widerstreitende Kräfte heraus und brachten sie gleichzeitig immer wieder in eine Balance.

Ungemein farbig präsentierte das Duo Claude Debussys Sonate g-Moll. Flageolett-Spitzentöne kontrastierten im Violinpart mit tief sonoren Lagen, begleitet von einem Pianisten, der mit seiner Interpretation des Werkes an Glockenklänge erinnerte. Dabei beeindruckte die Virtuosität beider Künstler, die das impressionistische Geflirre gewissermaßen mit intellektueller „Coolness“ bewältigten.

Mit ihrem dritten Stück, der Sonate in Es-Dur op.18 von Richard Strauss, setzten die beiden jungen Musiker dem Kammermusikabend einen fulminanten Schlusspunkt. Das wohl bedeutendste Kammermusikwerk des Romantik-Komponisten ist mit seiner überschäumenden Fantasie, thematischen Fülle und Farbigkeit eine beträchtliche Herausforderung für die jungen Interpreten. Großartig bewältigte Tobias Feldmann auf ’seiner‘ Stradivari von 1703, die er von der Stiftung Deutsches Musikleben für 10 Jahre als Leihgabe erhalten hat, den schwierigen Violinpart. Er brachte sowohl das Klangsinnliche, die geschmeidige Eleganz, die irisierende Klangfarblichkeit als auch die rauschend virtuosen Passagen glänzend zur Wirkung. Glühend intensiv wirkte sein Spiel, dramatisch aufgebaut in den Steigerungen. Nicht minder faszinierend klang Boris Kusnezows Klavierpart in dieser Strauss-Sonate. Der Deutsch-Russe, der seine Kindheit in Dithmarschen verbrachte und erste musikalische Erfolge an der Dithmarscher Musikschule feierte, erwies sich als manuell blendender, sehr differenziert spielender Pianist, der die glitzernden, sehr bewegten Passagen mit aller Klarheit, Brillanz und Klangfarbengespür auf die Tasten legte. Das Publikum in der seit langem ausverkauften Museumsinsel – darunter Kusnezows damalige Klavierlehrerin Annegret Frick und Musikschullehrer Richard Ferret – zeigte sich höchst beeindruckt von diesem Duospiel. Für den langanhaltenden Beifall bedankte sich das hochmusikalische Duo mit einem schwärmerisch-melancholischen Liebesgruß: Edward Elgars Miniatur „Salut d’Amour“.
(Foto/Text: Andreas Guballa)