Intensives Zusammenspiel

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Der Pianist Per Rundberg und das Elbquartett bieten makellose und klangsensible Kammermusik

Beim ausverkauften Adventskonzert der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein auf der Museumsinsel Lüttenheid wurde das Publikum von den vier Streicherinnen des Elbquartetts aus Hamburg, Harim Chun (Violine), Barbara Gruszczynska (Violine), Aline Saniter (Viola) und Bettina Barbara Bertsch (Cello), und dem schwedischen Pianisten Per Rundberg musikalisch reich beschenkt.

Zunächst gaben die Akteure ihre musikalische Visitenkarte mit eher zahmen Kompositionen der Romantik ab. Per Rundberg eröffnete die dreisätzige Klaviersonate C-Dur von Mozart mit einem heiter-unbeschwerten Allegro, dem nach einem breiten Intro ein verträumtes Andante folgte. Unbefangen schloss das Allegretto mit fröhlichem Laufwerk, wie herumtollende Kinder, bis ein entschiedener Schlussakkord dem Treiben ein Ende setzte.

Die vier Damen des Hamburger Elbquartetts überzeugten in Haydns Streichquartett B-Dur op 76/4 durch perfekte Technik und hohe Klangkultur. Das „Sonnenaufgangsquartett“ barg gerade zu Beginn romantische Melodien, klangliche Dynamik, bewegte Tutti-Abschnitte und erzeugte so immer wieder neue Spannungen.

Per Rundberg und Elbquartett aus HamburgNach der Pause legten sich die fünf Musiker dann aber kraftvoll und leidenschaftlich, ja voller Klangdramatik und Expressivität, im fünfsätzige Hauptwerk des Abend, Schostakowitschs Klavier-Quintett g-moll, ins Zeug. Mit seinem Klavierquintett meldete Schostakowitsch sich im Jahr 1940 an der Spitze des sowjetischen Musiklebens zurück. Vier Jahre zuvor war der Komponist, der in den 1920er- und 30er-Jahren mit seinen frechen und modernen Werken international Aufsehen erregt hatte, von der Regierungszeitung „Pravda“ gefährlich gemaßregelt worden. Im Klavierquintett gab Schostakowitsch sich nun – an der Oberfläche – als geläuterter Klassizist und gestaltete – nach dem Vorbild Johann Sebastian Bachs – die beiden ersten Sätze als Präludium und Fuge. Der Musik Bachs verwandt erscheint auch die glasklare Linienführung des Werkes, in dem jede Note exakt kalkuliert erscheint. Eindringlich bewältigte Rundberg den Klavierpart, entwickelte mit den Streicherinnen eine starke Intensität des Ausdrucks. Das

Durchdringen des Liniengeflechts im ersten Satz, das Herausarbeiten des polyphonen Klanggewebes in der Fuge gelang den Interpreten fesselnd.
Am meisten Effekt macht das Scherzo, in das sich der Pianist und die Streicherinnen mit furioser Verve hineinsteigerten, mit heftiger Streichergeste und markantem, teils gläsernem und funkelndem Klavierklang. Dieses Scherzo hat mal etwas Graziöses, Witziges, dann wieder etwas Grelles, Sarkastisches, Schneidendes. All dies brachten Elbquartett und ihr schwedischer Gast vorzüglich zur Wirkung. Auch das Intermezzo erklang eindrücklich mit seiner intensiv ausgesungenen Melodie, dem lyrischen Geigengesang zu den Pizzicati des Cellos. Wunderbar beschworen die Interpreten die geheimnisvolle Emotionalität und dichte Atmosphäre dieser Musik. Das Publikum zeigte sich begeistert von diesem intensiven Zusammenspiel und ließ die Musiker nicht ohne Zugabe gehen. (Text/Bild: Guballa)