Hohe Kunst des Volksliedes

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Bariton Christoph von Weitzel gastiert im Brahmshaus

Volkslieder und das erlauchte „Konzert-Wohnzimmer“ im Brahmshaus, – passt das überhaupt zusammen? Aber sicher doch, und zwar ganz hervorragend! Insbesondere, wenn so hochkarätige Musiker wie der Sänger Christoph von Weitzel und Ulrich Pakusch am Klavier hinzukommen. Die Eintrittskarten für ihr Konzert waren binnen kurzer Zeit ausverkauft.

„Es ist uns ein tiefes Bedürfnis, während unserer Brahms-Wochen nicht nur elitäre Kammermusik anzubieten. Auch in dieser Hinsicht verwalten wir das Erbe von Johannes Brahms, der sich dem wertvollen Kulturgut der Volkslieder eng verbunden fühlte und sogar selbst einige volkstümliche Weisen komponiert hat“, sagt der langjährige Vorsitzende der Brahms-Gesellschaft, Professor Eckart Besch.
Dass Volkslieder-Texte einen tiefen Sinn haben können, führte Christoph von Weitzel durch seine intensive Interpretation vor Augen. Vertraute Lieder wie „Im schönsten Wiesengrunde“ oder „Der Lindenbaum“ klangen jetzt völlig neu. Das Kinderliedchen „Das bucklige Männlein“ wurde zu einer geheimnisvollen, aufregende Geschichte, und die locker-leichte Weise „Es hat ein Bauer ein schönes Weib“ kam wie eine spannungsgeladene Ballade daher. Einen völlig neuen, jetzt gar nicht mehr so schönen Sinn bekam das Heimatlied „Am Brunnen vor dem Tore“: „Bei eingehender Beschäftigung mit dem Text kam ich zu dem Schluss, dass hier nicht nur die Sehnsucht nach der Heimat, sondern auch nach dem Tod beschrieben wird“, so der Künstler.

Der dramaturgische Bogen seines Liederabends spannte sich vom Morgen bis zur Nacht, von der Kindheit bis zum Tod, vom Frühling bis zum Winter. Das begeisterte, meist ältere Publikum genoss den warmen, kraftvollen Bariton, ließ sich von der leidenschaftlichen Interpretation berühren und sang zwischendurch auch kräftig und textsicher mit. So auch Gottfried und Erna Wilhelm aus Erfde, die sich gegenseitig die Eintrittskarten zu ihrem 55. Hochzeitstag geschenkt hatten. „Das sind alles Lieder, die wir kennen und lieben. Viele davon haben wir auch selbst gesungen, – entweder im Chor oder zu Hause mit den Kindern“, freuten sie sich über den „wunderbaren und großartigen“ Vortrag, der erst nach zwei Zugaben beendet war.

Am Ende der Veranstaltung nahmen die Konzertgäste gern das Angebot wahr, den Abend in Anwesenheit der Künstler bei Wein und Gebäck ausklingen zu lassen. (Text/Foto Gaby Schütz)