Grandioses Zusammenspiel

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Thorsten Johanns und Moritz Eggert begeistern bei der Sonntags-Matinée zum Museumstag

Mit einer grandiosen Konzert-Matinée, einem Vortrag über die Freundschaft zwischen dem Komponisten Johannes Brahms und dem Heimatdichter Klaus Groth sowie der anschließenden Führung durch das vor kurzem wiedereröffnete Groth Museum wurde am Sonntagmorgen der Internationale Museumstag auf Lüttenheid begangen. Mit dieser „konzertiert-konzertanen“ Aktion machten die Veranstalter einmal mehr deutlich, mit welchem Pfund die Stadt Heide durch das Gebäudeensemble vom Groth Museum über die Museumsinsel bis zum Brahms Haus wuchern kann.
Thorsten Johanns (Klarinette) und Moritz Eggert (Klavier). Foto GuballaMit dem Klarinettisten Thorsten Johanns sowie dem Pianisten und Komponisten Moritz Eggert konnten im Rahmen der Brahmswochen zwei weltweit gefragte Musiker gewonnen werden, die in einem virtuosen Programm die ausgefallene Kombination ihrer Instrumente vorstellten und einen Einblick in die Geheimnisse dreier höchst unterschiedlicher Werke gewährten.
Die glänzend aufeinander eingespielten Künstler eröffneten mit dem romantischen „Grand Duo concertant“ von Carl Maria von Weber, der für das damals neue Instrument Klarinette ein Konzertstück komponiert hatte, das in seinem opernhaften Gestus fast einer Ouvertüre ähnelt. Dabei ging es im ersten Satz feurig schnell voran, das Andante sorgte für einen innerlichen, aber doch bewegten Ruhepunkt, bevor das Rondo eine brillante Pointe nach der anderen zündete und sich virtuos in alle spieltechnischen Finessen hineinsteigerte. Johanns meisterliche Tonbildung, Eggerts nuancenreicher Anschlag und beider absolut brilliante Phrasierung entfalteten sich dabei auf höchstem Niveau. Immer dann, wenn es nötig war, verschmolzen beide Instrumente zu einer Stimme und sonderten sich beizeiten wieder voneinander ab. Obwohl Alban Berg bis heute für viele Klassikfreunde schwerste Kost darstellt, sorgten seine fast schon experimentellen „Vier Stücke“ op. 5 für einen Moment atemraubender Spannung. Hochkonzentriert die Interpreten bei diesen fordernden Destillaten musikalischer Reflexion. Das Werk setzt die musikalische Entwicklung zur Neuzeit fort. Noch von der Spätromantik beeinflusst, ist der Einfluss der Neuen Musik eines Arnold Schönberg schon deutlich hörbar. Die Strenge der Musik brachte Eggert großartig zum Ausdruck, während die Klarinette Johanns hinreißend für den sinnlichen Anteil stand. Natürlich durfte zum Schluss ein Gruß an den Genius Loci nicht fehlen. Johannes Brahms’ Klarinettensonate f-moll lotet den der Klarinette innewohnenden schluchzenden Klang und die tiefe Melancholie aus. So gehören die beiden ersten Sätze zu den innigsten und melancholischsten Kompositionen der Romantik. Erst im Allegretto Grazioso kommen plakativ tänzerische Klänge eines Ländlers zum Tragen, bevor das Vivace im übermütigen Rondo das Finale einläutet. Auch hier konnten die Ausnahme-Künstler Johanns/Eggert alle Nuancen der Leidenschaft auskosten, die Brahms in sein Spätwerk hineingelegt hatte. Ein äußerst packender Zugang in die klingende Welt des Komponisten mit Heider Wurzeln, der vom begeisterten Publikum mit langanhaltendem Applaus belohnt wurde und anschließend vom Vorsitzenden der Groth-Gesellschaft Bernd Rachuth durch einen Vortrag über die Freundschaft zwischen Brahms und dem Heimatdichter Klaus Groth vertieft wurde.