Facettenreiches Spiel mit jugendlichem Esprit
Startseite // Facettenreiches Spiel mit jugendlichem Espritas Aris Streich-Quartett beherrscht die pure Lust am Musizieren
Mit Konzerten an ungewöhnlichen Orten will die Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein neue Zielgruppen erschließen und verstärkt Kinder und Jugendliche für klassische Musik begeistern. Aus diesem Grund gab es am Sonntag nicht nur das gewohnte Museumskonzert am Nachmittag, sondern anschließend noch ein Überraschungskonzert im Bistro „Marktpirat“.
Aris Streichquartett Mit dem Aris Quartett hatten die Veranstalter genau die richtigen Protagonisten gefunden. Das bereits mehrfach international ausgezeichnete Ensemble bewies zunächst auf der ausverkauften Museumsinsel Lüttenheid eindrucksvoll, warum die Gattung Streichquartett von der Wiener Klassik bis in die heutige Zeit als Königsdisziplin der Kammermusik gilt. Schon ins Beethovens kompaktem „Quartetto serioso“ op. 95 fanden Anna Katharina Wildermuth (Violine), Noémi Zipperling (Violine), Caspar Vinzens (Viola) und Lukas Sieber (Violoncello) einen überzeugenden Zugang und interpretierten die Gedanken und Motive in einem präzisen, farbenreichen Klangbild.
Der zweite Programmpunkt war einem zeitgenössischen Werk gewidmet, das „Officium breve“ op. 28 des 1926 geborenen ungarischen Komponisten György Kurtág. Dank einer kurzen Werkeinführung konnte Kurtágs Meisterschaft der kleinen Form, der atemberaubenden Beziehungen zwischen nur wenigen Tönen zum Gedenken an den verstorbenen Komponisten-Kollegen Endre Szervánszky vom Publikum plastisch nachvollzogen werden.
Voll ausspielen konnte sich das Ensemble nach der Pause bei dem 30-minütigen Streichquartett Nr. 4 e-Moll op.44/2 von Felix Mendelssohn, ein schon zur Zeit seiner Entstehung vom Publikum hoch geschätztes Werk und das erklärte Lieblingsstück der Musiker. Ganz „con passione“ gespielt von Anfang bis Ende, mit Hingabe und ungezügelter Lust entfaltete sich Quartett-Klang wie aus einem Guss.
Mit anhaltendem Applaus erklatschte sich das Auditorium als Zugabe den ersten Satz aus dem a-moll Quartett von Brahms, das das vor kurzem als eines der überzeugensten Newcomer-Formationen prämierte Ensemble mit sicherem Verständnis für die komplexe motivische Arbeit des Komponisten mit Dithmarscher Wurzeln interpretierte. Spätestens in diesem Moment stellte sich mancher Zuhörer die Frage, wohin sich die vier noch jungen Musiker entwickeln werden, wenn sie schon jetzt eine solche Perfektion an den Tag legen.
Dass das Aris Quartett die pure Lust am Musizieren beherrscht, bewiesen die talentierten Studenten der Frankfurter Aris StreichquartettMusikhochschule auch im anschließenden Überraschungskonzert im „Marktpirat“, für das ausschließlich über soziale Netzwerke geworben worden war. „Die Idee ist, dass wir zu den Leuten gehen und nicht darauf warten, dass sie zu uns kommen,“ so der neue Vorsitzende der Brahms-Gesellschaft, Joachim Nerger.
„So ein Konzert bietet eine größere Direktheit zum Publikum.“ Mit jugendlichem Esprit boten die vier Musiker noch einmal ein facettenreiches Spiel mit Mendelssohn, Bizet und Piazolla zwischen Bier und Burger. Dem Publikum gefiel’s:„Glückwunsch zu diesem entspannten Setting!“, „Crossover der Stile – absolut gelungen!“ und „Unbedingt wiederholen“ waren nur einige der begeisterten Reaktionen. (Foto/Text: Andreas Guballa)