Ersungenes Glück

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Weltstar Edda Moser eröffnete die Brahms-Wochen 2013 mit Einblicken in ihr bewegtes Leben

Kammersängerin Edda MoserSie ist die Königin der Nacht, die Opernsängerin des Weltalls: Edda Moser. Als Beispiel für die menschliche Gesangskunst wurde eine Aufnahme ihrer Interpretation der Arie „Der Hölle Rache“ aus Mozarts „Zauberflöte“ 1977 mit der Raumsonde „Voyager 2“ Richtung Mars geschickt und wird eine Billion Jahre im All kreisen. Doch nicht nur als Mozart-Interpretin brillierte Moser – die Sängerin zählte jahrelang zu den ganz Großen. Am Sonntag gab die 74jährige zum Auftakt der Brahms-Wochen 2013 im Gespräch mit Olivia Schnepf Einblicke in ihr bewegtes Leben auf der ausverkauften Museumsinsel Lüttenheid in Heide.

Am Ende des Abends brachte Heides Ehrenbürger Reinhard Woelk es auf den Punkt: „Es ist ein einmaliges Erlebnis dabei sein zu dürfen, wenn eine Künstlerin ihre Seele aufschließt.“ Vorher hatte die Kammersängerin das Publikum 90 Minuten lang mit auf ihren außergewöhnlichen Lebensweg genommen: vom Debut als Kate Linkerton 1962 an der Deutschen Oper Berlin über ihre Galeerenjahre durch kleinere Engagements an Provinztheatern, ihre Begegnungen mit dem Komponisten Hans Werner Henze, dem Dirigenten Herbert von Karajan, dem Sängerkollegen Luciano Pavarotti sowie dem Direktor der New Yorker Metropolitan Opera Rudolf Bing bis zu ihrem gesanglichen Vermächtnis, der Einspielung von Isoldes Liebestod „Mild und Leise“ aus Wagners „Tristan und Isolde“, nach der sie Abschied von der Bühne nahm. Denn eine Frage wollte sie nie hören: „Singt die Moser eigentlich noch?“

Frei nach dem Motto „Wenn das Glück an die Tür klopft, sollte man ihm öffnen“ hat sie stets mit Verve, einem Schuss Berliner Schnauze und dem nötigen Quentchen Fortuna ihre Chancen ergriffen, die sie auf den Gipfel des Erfolgs führten. Bis heute hält die Sängerin den Aufführungs-Rekord als Königin der Nacht und Donna Anna an der MET. Doch es war durchaus nicht immer Glück, das die Tochter des Musikwissenschaftlers Professor Hans Joachim Moser begleitete. Immer wieder auftauchende Selbstzweifel und Ängste, eine kurze, glücklose Ehe und die Einsamkeit waren ständige Wegbegleiter des Weltstars. „So war die Einsamkeit der beste Lehrer, der mich durch Disziplin, Demut vor dem Werk und grenzenlosem Fleiß zum ersungenen Glück führte“, so Moser in einem ergreifenden Moment.

Immer wieder setzte Moderatorin Olivia Schnepf im Gespräch mit der Künstlerin dezent Orientierungspunkte und ließ der unterhaltsamen Erzählerin Raum, selbst zu Wort zu kommen. Ihr Umgang mit der eigenen Vita ist erfrischend unverstellt, spontan und nicht immer schmeichelhaft für die Kollegenschaft. CD-Einspielungen ihrer Konzertarien, Oratorienpartien, Liederabende und natürlich der Rachearie verliehen den Erzählungen der Künstlerin dabei immer wieder eine besondere Note.

Als besonderer Tribut an den Genius Loci erklang auch Brahms‘ „Mainacht“; ihre Familie sei eng mit dem Komponisten verbunden, erzählte die Berlinerin. Ihr Großvater Andreas war Professor an der Königlichen Musikhochschule in Berlin und mit Johannes Brahms befreundet, ihr Vater habe auf Brahms‘ Schoss gesessen. Auch sie sei im Bewußtsein der Brahmschen Tradition aufgewachsen: „Wenn niemand da war, um auf das Kind aufzupassen, wurde Klein Edda unter dem Flügel geparkt, auf dem Vater Schumann und Brahms übte.“

Auch wenn Edda Moser sich von der Bühne zurückgezogen hat, ist sie heute eine erfolgreiche, aber auch für ihre Strenge bekannte Gesangspädagogin und bringt als Professorin jungen Talenten das Singen bei. Darüber hinaus engagiert sie sich als Organisatorin des „Festspiels der deutschen Sprache“ für den Erhalt der deutschen Sprache. Ihr aktueller Coup: Um Finanzmittel aus dem Bundeskulturetat zu bekommen, hat sie dem Dramatiker Rolf Hochhuth abgerungen, ein Stück über das Leben von Martin Luther zu schreiben. Uraufführung am 6. September.

Nach dem fulminanten Auftakt der Brahms-Wochen mit Weltstar Edda Moser geht es am 21. April mit ihrem Neffen weiter. Denn die unerschöpfliche Familie der Mosers hat auch Benjamin Moser hervorgebracht, auf den sich besonders die Freunde des Klavierspiels freuen dürfen. Ein Pianist, der bereits international enormes Aufsehen erregt hat. Werke von Brahms, Wagner-Liszt, Debussy u.a. stehen auf seinem Programm. (Text/Fotos: Andreas Guballa)