Ein unvergleichbarer Hörgenuss

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Kammermusik mit Teufelsgeiger und Wunderhorn

Das Horn-Trio Breuninger – Mahni – Duis begeistert bei den Brahms-Wochen mit klangschöner Kammermusik des 19. Jahrhunderts

Warum Johannes Brahms im Mai 1865 in Baden-Baden ausgerechnet ein Trio für Violine, Waldhorn und Klavier komponierte, ist bis heute ungeklärt. Die Besetzung war bis dahin nicht existent, und erst 1982 hat György Ligeti ihr ein Schwesterwerk mit dem Titel „Hommage à Brahms“ an die Seite gestellt. Die einschlägige Brahms-Forschung vermutet, das Werk verdanke seine Entstehung einem eher außermusikalischen biographischen Anlass: Im Februar 1865 war in Hamburg die Mutter des Komponisten mit Dithmarscher Wurzeln verstorben und dies, so die Biographen, habe den 32-jährigen an das erste Lieblingsinstrument seiner Kindheit und Jugend erinnert: das Waldhorn. Bis heute gehört sein Opus 40 zu den klangschönsten und berührendsten Kammermusiken des 19. Jahrhunderts. Insbesondere wenn es von drei Persönlichkeiten der Musikszene dargeboten wird, wie es bei den Solisten der Brahms-Wochen 2014 am Sonntag auf der Museumsinsel Lüttenheid der Fall war. Sibylle Mahni (Horn), Laurent A. Breuninger (Violine) und Thomas Duis (Klavier) widmen sich mit großem Engagement der Kammermusik und sind auch international als Solisten gefragt. Die Ausdruckskraft jedes einzelnen, wie auch das harmonische Zusammenspiel des Trios ist außerordentlich und bietet einen unvergleichbaren Hörgenuss.

Laurent A. Breuninger verfügt über einen flexiblen runden Geigenton, der sich in Brahms‘ langsamen Satz voll und blühend entfalten und neben dem Ton des Horns bestehen kann. Die schwedische Hornistin Sibylle Mahni konnte mit warmem Hornklang, strömender Musikalität und schwelgerischer Emphase entzücken, getragen vom romantischen Klavierklang Thomas Duis‘. Der genauen Abstimmung des Ensembles ist die gemeinsame Konzertpraxis anzumerken, so auch beim emotional tiefgründig interpretierten Adagio. Das vitale Allegro-Finale mit dem ungestüm galoppierenden Rhythmus markierte einen starken Abschluss.

Vor der Pause hatten die Künstler bereits in Duobesetzung ihre Meisterschaft bewiesen. Mit präziser, gleichwohl geschmeidiger Artikulation und reichen Klangschattierungen vermittelte Sibylle Mahni zusammen mit ihrem Klavierpartner Thomas Duis in Beethovens noch ganz der Naturtonmelodik und ihren Jagdmotiven verhafteter Sonate F-Dur ein äußerst lebendiges Bild ihres Wunderhorns.

Diesem Jugendwerk Beethovens stellten Laurent A. Breuninger und Thomas Duis in der berühmten A Dur Sonate ein Meisterwerk des reifen und gefestigten Komponisten César Franck gegenüber, das die Zuhörer durch ein großartiges Miteinander sofort mitnahm. Breuninger spielte auswendig, und das mit Feuer, Einfühlung und herrlicher Tongebung. Der Teufelsgeiger bestach mit Virtuosität, einer außerordentlichen Brillanz und perfekter Bogentechnik, die man bei manchem Geigenvirtuosen vergeblich sucht. Ihm zu Seite musizierte Duis in großer Sensibilität mit einem herrlich farbigen und variablen Anschlag bei müheloser Technik. Solopassagen kostete er blühend aus, und wie bei seinem Partner sind Läufe glitzernd, schimmernd, perlend. So viel ausgewogene Triokunst bedachte das Publikum der ausverkauften Soiree mit begeistertem Beifall und erklatschte sich mit Charles Koechlins zweitem Satz der „Quatre Petites Piecès“ ein romantisch-hauchzartes Musikstück für die laune Frühsommer-Nacht. (Text/Foto: Guballa)