Schwindelerregende Virtuosität am Klavier

Schwindelerregende Virtuosität am Klavier

Startseite // Schwindelerregende Virtuosität am Klavier

Pianist Rolf Plagge begeistert beim Museumskonzert der Brahms-Gesellschaft
mponierende pianistische Brillanz und geradezu schwindelerregende Virtuosität prägten den Klavierabend mit dem eingesprungenen Rolf Plagge beim Museumskonzert der Brahms-Gesellschaft. Eine Sternstunde der Klaviermusik.

Rolf PlaggeLudwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 23 in f-Moll op. 57 mit dem Beinamen „Appassionata“ gehört zu den bekanntesten Klavierwerken des Komponisten und gilt als Inbegriff expressiver solistischer Virtuosität. „Leidenschaftlich-düster“ – dieses Prädikat erhält die Sonate oft in den Konzertführern. Darüber mag man streiten. Nicht aber über das unbändige Temperament, das sie verströmt. Wahre Beethoven-Kenner lieben und fürchten sie gleichermaßen, denn das Stück ist zweifellos eine der wirkungsmächtigsten Klaviersonaten überhaupt. Am Sonntagnachmittag meisterte Rolf Plagge, der kurzfristig für den erkrankten Wolf Harden eingesprungen war, beim ausverkauften Museumskonzert der Brahms-Gesellschaft auf Lüttenheid souverän das Standardwerk seiner Zunft: Mit hinreißender Technik, formal klar und transparent, dabei immer wieder eigene Akzente setzend. Selten hat man einen Pianisten gesehen, dessen Hände und Finger so schwindelerregend virtuos, so kraftvoll dynamisch, so spielerisch locker über die Tasten fliegen. Schon vor der Pause gab’s dafür vom Publikum begeistertes Füßetrampeln.

Mit seinem Konzert hatte der gebürtige Norddeutsche, der seit 1991 am Salzburger Mozarteum als Hochschulprofessor unterrichtet, vertrautes Terrain betreten. Schon zwei Mal war Plagge zu Gast bei Konzerten der Brahms-Gesellschaft. Gern kam er daher der Bitte Professor Eckart Beschs nach, den er bereits als 14jährigen Teenager bei der Aufnahmeprüfung zur Hamburger Musikhochschule begeistert hatte, noch einmal nach Heide zu kommen. Obwohl sich der Gewinner vieler Wettbewerbspreise mit Vorliebe wenig bekanntem Repertoire widmet, hatte sich der heute 53jährige in seiner Programmauswahl für Klassiker der Klaviermusik entschieden. Schon vor der „Appassionata“ hatte der Pianist in Mozarts „Rondo a-Moll“, diesem rätselhaften Spätwerk, das sowohl von heiteren, flüchtigen Passagen als auch von großer Not durchdrungen ist, die Untiefen der Dissonanz in aller Sorgfalt ausgelotet. Nach der Pause unterstrich Plagge mit dem Scherzo Nr. 2 b-Moll von Chopin und der Sonate a-Moll von Schubert, welch begnadeter Meister der Tasten er ist.

Blumen, Bravorufe und stehende Ovationen entlockten dem Klaviervirtuosen noch eine späte Bagatelle von Beethoven als Abschluss eines bestechenden Klavierabends, in dem Eindringlichkeit und Tiefe geschliffenen Spiels zur Leucht- und Überzeugungskraft führten. (Text/Foto: Andreas Guballa)