„Justus ist da!“

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Der Initiator der Brahms-Gesellschaft, Justus Frantz, begeisterte bei der ausverkauften Sommer-Klaviernacht in Heide
Er kam, spielte und begeisterte. Bei der Sommer-Klaviernacht der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein bewies Justus Frantz sein Können als Pianist und Entertainer.

Heide (gub) – Es gäbe wohl kaum einen Künstler, der allein aufgrund seines Vornamens weltweit so bekannt sei, begrüßte der Vorsitzende der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein, Professor Eckart Besch, die über 300 Besucher zum Abschluss der diesjährigen Brahms-Wochen im lichtdurchfluteten Glaspavillion der Nord-Ostsee-Automobile in Heide. Statt langer Vorrede hieß es einfach: „Justus ist da!“. Im 25jährigen Jubiläumsjahr der Brahms-Gesellschaft war der Gründer des „Schleswig-Holstein Musik Festivals“, Justus Frantz, zurück in die Kreisstadt gekommen, wo er im Mai 1986 am Rande einer Pressekonferenz auf das heruntergekommene Brahmshaus auf Lüttenheid aufmerksam gemacht wurde und die Initialzündung zur Gründung der Brahms-Gesellschaft gab.

Pianist Da Sol KimStatt wie geplant mit seinem Sohn Christopher Tainton, der aufgrund eines Fahrrad-Unfalls nicht spielen konnte, hatte der Maestro den jungen Süd-Koreaner Da Sol Kim zur Sommer-Klaviernacht mitgebracht. Der 23jährige hatte vor kurzem einen der weltweit höchsten Publikumspreise, den Ocean Classical Award 2011, gewonnen und zog auch das Heider Publikum sofort in seinen Bann. Nahezu makellos, technisch brillant und mit klar-feinsinniger Artikulation trug Da Sol zwei Arabesquen von Robert Schumann sowie Brahms‘ sechs Klavierstücke op. 118 vor. Imponierend wie geistvoll abgeklärt der noch junge Pianist das Spätwerk Brahms‘ durchdrang. Da Sol atmet die Klavierstücke, übertreibt nicht die Tempi, beleuchtet mehr, als dass er ein Fest des Rausches erschaffen will.

Als Kontrapunkt zum tiefsinnigen Brahms hatte Justus Frantz für seinen Solo-Auftritt Mozart und Chopin ausgesucht. Mit viel Einfühlungsvermögen entfaltete der Gründer der Philharmonie der Nationen die Facetten der Klaviersonate F-Dur, KV 332. Die „Aufbruchsonate“, wie Justus Frantz das Klavierstück taufte wegen der Loslösung Mozarts von seinem Vater, gab sich beschwingt und leicht. Eingänge Melodien und teils halsbrecherischen Verzierungen, die in ihren klaren und hellen Tönen bezauberten, gingen Justus Frantz locker und nonchalant von der Hand. Wilde Soli, die Mozart immer wieder unvermittelt ausbremst, gefolgt von heftigen Attacken, die in herrlich perlende Läufe münden, wurden vom Maestro in virtuoser Meisterschaft hingeworfen. Mit der Sonate A-Dur KV 331 präsentierte Frantz zwei der bekanntesten Sätze Mozarts überhaupt. Die schnellen Sechzehntel perlen munter über das starre Taktschema hinweg, ordnen sich zu einem etwas ruhigeren Trio, bis sie schließlich unvermittelt in den weltberühmten Türkischen Marsch münden. Und den spielte Justus Frantz mit geradezu überschäumendem Temperament und sichtlicher Freude am effektvollen Spiel. Document made with KompoZer

Das Publikum, darunter erfreulich viele junge Besucher, war begeistert. Der Musikpädagoge, dessen Passion es ist, die klassische Musik als Kulturerbe zu erhalten und in die nächste Generationen weiter zu tragen, nutzte die Gelegenheit für seine Stiftung zugunsten junger Musiker zu werben und empfahl auch der Brahms-Gesellschaft verstärkt Jugendliche in den Verein einzubinden. „Dann würde ich auch jedes Jahr drei Mal zu deren Gunsten in Heide spielen.“ Munter plaudernd bewies der ehemalige „Achtung, Klassik!“-Moderator auch seine Entertainer-Qualitäten und streute immer wieder unterhaltsame Anekdoten aus seinem langen Musikerleben ein inklusive der Förderung einer russischen Schönheitskönigin, die sich als Anna Netrebko herausstellte.

Da Sol Kim und Justus FrantzIn der anschließenden Pause, in der das Catering Team der „Erheiterung Böhe“ für sinnlich-kulinarische Genüsse sorgte, gab der Publikumsliebling Autogramme und unterhielt sich fröhlich mit seinen Fans. Zum Abschluss der rundum gelungenen Sommer-Klaviernacht beleuchteten Altmeister Frantz und sein junger Eleve Da Sol mit Verve und feurigem Temperament in den Ungarischen Tänzen und Walzern op 39 vierhändig die volkstümliche Seele Johannes Brahms‘.