Es muss nicht immer Walzer sein Spielfreudiges Duo Jeanquirit begeistert beim Neujahrskonzert der Brahms-Gesellschaft

Es muss nicht immer Walzer sein Spielfreudiges Duo Jeanquirit begeistert beim Neujahrskonzert der Brahms-Gesellschaft

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Dass es nicht immer Wiener Walzer zum Jahreswechsel sein muss, bewies das Duo Jeanquirit beim Neujahrskonzert der Brahms-Gesellschaft auf der Museumsinsel Lüttenheid.

Stattdessen begeisterten David Kindt (Klarinette) und Helge Aurich (Klavier) auf ihrer Reise „In 80 Minuten um die Welt“ mit argentinischem Tango, polnischen Tanz-Präludien und andalusischen Sevillanas. Die beiden jungen Künstler, die beim Deutschen Musikwettbewerb als Duo mit einem Stipendium ausgezeichnet und damit in die Bundesauswahl „Konzerte Junger Künstler“ aufgenommen wurden, musizieren seit Sommer 2010 zusammen. Der Name Jeanquirit war eines der vielen Pseudonyme Robert Schumanns bei den von ihm ins Leben gerufenen Davidsbündlern.„Der lachende Hans“ symbolisiert dabei die Freude am Musizieren, die Spontaneität und die Besinnung auf das Wesen der Musik.

Und so wählten die 27jährigen die gespielten Stücke folgerichtig nach der Devise „Was uns Spaß macht“ aus und brachten auf ihrer Weltreise von Land zu Land und Stück für Stück einen zunehmenden Hauch von Leichtigkeit in ihre Auswahl. Mit vier Sätzen aus „Fantasiestücke op. 43“ von Niels Wilhelm Gade begann die musikalische Rundreise in Dänemark. Wohlgeformte Phrasen machen die Komposition des Brahms-Zeitgenossen aus, der seinen Stil offenbar an Mendelssohn orientierte. Weiter ging es von Max Reger (Deutschland) in die USA. Hier spielten die Musiktalente zwei Sätze aus der Sonate für Klarinette und Klavier von Leonhard Bernstein. Seine ausdrucksstarke, im Finale jazzig-toccatenhafte Komposition läßt im Andantino schon die Tanznummern der 15 Jahre später uraufgeführten West Side Story erahnen. Auch David Kindt ließ auf seinem Instrument die Noten tanzen. Der Solo-Klarinettist im Sinfonieorchester Aachen hat nicht nur enorm flinke Finger, er hat auch den Rhythmus im Blut. Sein Spiel zeichnet sich durch eine solche Mühelosigkeit und Gelassenheit aus, dass man ahnt: Der kann noch viel mehr! Der Pianist Helge Aurich, technisch versiert und auf perfektes Zusammenspiel bedacht, agierte sanftgleitend und in den besten Momenten klangpoetisch differenziert. Von Astor Piazzolla (Argentinien), dem „Erfinder“ des Tango Nuevo, wählten sie am Ende des Sets „Café 1930“ und „Nightclub 1960“ aus „Histoire du Tango“.

Nach der Pause kam eher Zeitgenössisches zum Zuge. Das „Tombeau de Ravel“ von Arthur Benjamin (Australien) besticht durch seinen höchst eigentümlichen Stil, einem dichten Tongeflecht mit wunderbar lyrischen Momenten, unvermittelten Pausen und einem überraschenden Schluss. Witold Lutoslawski ist neben Chopin der faszinierendste polnische Komponist. Wie Kindt und Aurich seine „Tanz-Präludien“ zum Hüpfen bringen, forderte noch einmal in ihrer komplizierten Konstruktion die ganzen Virtuosen. Ihre musikalische Weltreise beendeten die beiden Musiker mit einer mitreißenden Interpretation der „Fantasie über Bizets Carmen“ des Spaniers Pablo de Sarasate. Heißblütig, aber auch dramatisch beschreibt der Komponist das Bild der wohl vielschichtigsten Frauengestalt der Operngeschichte. Zur „Beruhigung“ gab es noch einen Tango von Isaac Albeniz, den die beiden Musiker noch einmal mit großer Spielfreude interpretierten. (Text/Foto: Andreas Guballa)