Fremdenführer durch die Musik des Barocks

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Das „Cicerone Ensemble“ begeisterte beim Auftaktkonzert der Brahms-Gesellschaft

Eine gute Konzertreihe beruht auf der Lust der Organisatoren, Neues zu entdecken und zu präsentieren. Spannende programmatische Vielfalt mit hoher künstlerischer Qualität sind deswegen ein Markenzeichen der Veranstaltungen der Brahms-Gesellschaft, die am Sonntag ihr Auftaktkonzert der Herbst/Wintersaison feierte. Im barocken Ambiente der gut besuchten St. Jürgen Kirche kamen beim Programm des „Cicerone Ensemble“ vor allem Freunde der Musik des 18. Jahrhunderts auf ihre Kosten.

Ziel des 2014 gegründeten Trios ist es, die Pracht und Daseinsfreude der Barockmusik auf Nachbauten historischer Instrumenten zu neuem Leben zu erwecken ist das. Für die drei Studenten der Folkwang Universität reicht es jedoch nicht aus, Musik lediglich zu spielen, sondern sie wollen sie so präsentieren, wie ein Reiseleiter ein altes Gemälde oder Gebäude erklären würde: mit Informationen zu Werken, Komponisten und Instrumenten. So ist auch der Name des Ensembles entstanden: Cicerone bedeutet Fremdenführer.

Schon in Jean-Baptise Barrières „Sonate d-moll“ gelang es Thomas Wormitt (Traversflöte), Adrian Cygan (Barockcello) und Andreas Gilger (Cembalo) in besonderer Weise, die barocktypischen Kontrastbildungen zwischen Lebensbejahung und Melancholie musikalisch umzusetzen und die Zuhörer daran teilhaben zu lassen. Der französische Komponist Barrière war der wohl virtuoseste Cellist seiner Zeit und hatte auch in Italien studiert und gewirkt. Die Erregung, das emotionell Unberechenbare des italienischen Stils kam in der Interpretation des „Cicerone Ensembles“ deutlich zum Ausdruck. Auch Georg Friedrich Händel war bereits als 21jähriger nach Italien gereist und hatte dort den Komponisten und Violinvirtuosen Arcangelo Corelli kennengelernt. Kein Wunder, dass Händels „Sonate G-Dur“ Spuren des Superstars des musikalischen Barocks trägt; die drei Musiker erweckten das Werk – besonders in den beiden abschließenden Tanzsätzen – mit federnder Eleganz und musikalisch springlebendiger Leichtigkeit zum Leben. Die ganze Bandbreite musikalischer Ideenvielfalt und barocker Gestaltungsmittel kam auch in der anschließenden Telemann-Sonate zum Ausdruck. Dass sie auch in kleinerer Besetzung überzeugen, bewiesen die jungen Instrumentalisten als Duo in Francesco Geminianis „Sonate für Cello und Basso continuo“ sowie in Johann Christian Bachs „Sonate A-Dur für Flöte und Cembalo“ mit Stilsicherheit und Leidenschaft.

Zum Schluss gab es mit Johan Helmich Roman, dem „schwedischen Händel“, und Johann Joachim Quantz, dem Flötenlehrer Friedrich des Großen, Unbekanntes zu entdecken. Schnell wurde auch hier deutlich, wie sehr das „Cicerone Ensemble“ in der Klangwelt des Barocks beheimatet ist und wie souverän die Kommunikation auf der Bühne vonstatten geht: Ein leichtes Nicken, ein kurzer Blick reichten aus, um punktgenaues Innehalten ebenso wie gemeinsamen Spannungsaufbau vor Kadenzen und filigrane Verzierungsmuster umzusetzen. Das Ergebnis ist Musik von vollkommener Klarheit, aber voll der Affekte, welche die Musik der Barockzeit so einzigartig machen. (Text/Foto: Guballa)