Brahms-Preisverleihung 2009

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Brahms-Preis an Gerhard Oppitz: Mit dem Meister eng verbunden
Auf die Frage, welcher lebende Künstler internationalen Formats sich um Johannes Brahms‘ Klavierschaffen besonders verdient gemacht habe, gibt es nur eine Antwort: Gerhard Oppitz. So war es folgerichtig, dass der mit 10000 Euro dotierte Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein in diesem Jahr dem 1953 in Frauenau im Bayerischen Wald geborenen Pianisten zuerkannt wurde. Am Sonntag, dem 13.09.2009, fand in der bestens besuchten Heider St.-Jürgen-Kirche die Preisverleihung statt, zu der der sichtlich gerührte Künstler fast einen dreiviertel Klavierabend beisteuerte.

Seit mehr als 20 Jahren liegt Oppitz‘ Gesamteinspielung von Brahms‘ Solo-Klaviermusik vor; die Konzerte und die Kammermusik des norddeutschen Komponisten hat er ebenfalls immer wieder interpretiert. Das unterstrichen auch die Grußworte von Eckart Besch (Präsident der Brahms-Gesellschaft) und Landtagspräsident Martin Kayenburg sowie die persönlich gehaltene Laudatio von Mathias Döpfner (Vorstandsvorsitzender der Axel Springer AG), der mit dem Pianisten befreundet ist. Oppitz‘ Spiel passt aber auch zu Schleswig-Holstein, das zu Deutschlands führendem Brahms-Land geworden ist. Denn hier sind neben der künstlerisch rührigen Brahms-Gesellschaft zwei international anerkannte, eng kooperierende Institutionen beheimatet: das Brahms-Institut an der Musikhochschule Lübeck mit seiner großen, wertvollen, interessante Projekte anstoßenden Brahms-Sammlung und die neue wissenschaftliche Brahms-Gesamtausgabe an der Universität Kiel, die Musikern und Wissenschaftlern beste Grundlagen für die Beschäftigung mit Brahms‘ Musik liefert.

Als Pianist „deutscher Schule“ hat man Oppitz häufig bezeichnet und dabei vor allem auf Wilhelm Backhaus verwiesen. Wenn man Oppitz‘ Spiel der Brahms-Rhapsodien op.79 mit der Aufnahme des damals zehn Jahre jüngeren Backhaus von 1932 vergleicht, merkt man indes, dass Oppitz‘ Brahms bei aller Kernigkeit um einiges sensibler, „romantischer“, differenzierter wirkt. Nichts ist bei ihm übertrieben, kleine Klangvarianten bei Wiederholungen kommen natürlich daher. Symptomatisch ist, wie Oppitz den berühmten As-Dur-Walzer op.39 Nr.15 spielt: fein gegliedert, gesanglich-sprechend, unparfümiert-empfindsam. Außer mit Walzern und Rhapsodien bedankt sich der Künstler mit den späten Intermezzi op.117 Nr.1 und 2, die er in feiner Balance aus Bündigkeit und agogischer Freiheit so darbietet, als seien sie Meister Brahms gerade eben erst eingefallen, und mit den grandiosen Händel-Variationen, denen man seine lange Brahms-Verbundenheit in jedem Takt abspürt. Auf den intensiv-starken Applaus antwortet Oppitz mit dem intensiv-innigen E-Dur-Intermezzo op.116 Nr.4.
[Dr. Michael Struck]

Weitere Infos unter: http://www.concerto.de/artist/p_oppitz/por.php

Fotos (von oben nach unten):
Brahms-Preisträger 2009 – Gerhard Oppitz
Preisübergabe vom Vorsitzenden der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein, Prof. Eckart Besch
Applaus von Dr. Mathias Döpftner, Landtagspräsident Martin Kayenburg, Prof. Eckart Besch
beim Empfang: Prof. Eckart Besch, Elisabeth Piening, Dr. Mathias Döpfner, Landrat Dr. Jörn Klimant