Brahms-Preis 2013

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Ein deutsches Requiem nach Maß

Brahms-Preisverleihung: Festkonzert mit dem Flensburger Bach-Chor
Das deutsche Requiem von Johannes Brahms gehört seit Jahrzehnten zum festen Repertoire des Flensburger Bach-Chores. Nicht allein deshalb erhielten der Chor und sein Leiter Matthias Janz am 31. Mai den mit 10 000 Euro dotierten Brahms-Preis der Brahms-Gesellschaft Schleswig-Holstein.

Flensburger Bach-Chor und Matthias JanzBei einem Festakt in der Wesselburener St.-Bartholomäus-Kirche würdigte die Hamburger Bischöfin Kirsten Fehrs das Wirken des Chores: „Solche Musik ist mehr als die Richtigkeit der Töne. Sie ist sogar mehr als die Komposition eines genialen Geistes wie Johannes Brahms.“ Musik sei eine Sprache, die wie keine andere „vermag, die Seele zu erreichen und das Herz“. Die Bischöfin, selbst in Wesselburen aufgewachsen, hob die regionale Besonderheit des Chores hervor, als grenzüberschreitendes Miteinander mit einer langen Tradition deutsch-dänischer Zusammenarbeit, oder wie der Vorsitzende der Brahm-Gesellschaft, Professor Eckart Besch hervorhob, „die nördlichste Bastion deutscher Brahms-Pflege.“ In Ihrem Grußwort für die Landesregierung dankte Kulturministerin Anke Spoorendonk der Brahms-Gesellschaft für ihr Engagement: „Ihre Arbeitund die ihrer Freunde bereichert unser Land. Sie haben mit dem Erhalt des Hauses der Familie Brahms in Heide, der Ausstellung im Hause selbst sowie den alljährlichen musikalischen Brahms-Wochen ein kulturelles Kleinod an der Westküste geschaffen, das viele Menschen und Musikfreunde unseres Landes und weit darüber hinaus begeistert.“

Es ist gewiss ein Schlüsselwerk von Johannes Brahms, ein naheliegendes Werk für einen Chor, der mit dem Brahms -Preis ausgezeichnet wird. „Ein deutsches Requiem“ ist Brahms‘ erstes größeres Werk für Chor und Orchester. Uraufgeführt 1869, ebnete es den Weg für den Durchbruch des jungen Komponisten. Die Komposition ist vielschichtig und lässt viele Aspekte anklingen, die zeigen, dass Brahms auf der Höhe seiner Zeit eindringliche Klangwelten erschloss. Losgelöst von der Tradition – ein Requiem ist ursprünglich eine Totenmesse – spendet das Brahms-Requiem vor allem Trost für die Hinterbliebenen, mehr noch, es ist ein anrührendes Erlebnis für die Nachwelt. Das Requiem will gehört werden. Der Flensburger Bachchor unter der Leitung von Matthias Janz sang in Wesselburen präzise und transparent, ausdrucksstark und begeisternd bis in kleinste Einzelheiten. Das Sønderjyllands Symfonieorkester begleitete den Chor vortrefflich und dynamisch. Die Solisten Johanna Winkel, Sopran, und Martin Berner, Bariton, überzeugten mit ihren ausdrucksstarken Stimmen. Die Preisvergabe hat einmal die Aufmerksamkeit auf den Flensburger Chor gelenkt, der

eine feste musikalische Größe im Land ist. Allein die Aufführung des deutschen, des menschlichen Requiems in dieser Besetzung war den Preis wert.

Matthias Janz wurde 1947 in Lübeck geboren. Er studierte Musikwissenschaften und Theologie in Göttingen und Heidelberg/ Mannheim. 1975 kam er als Organist an die Sankt-Marien-Kirche in Flensburg. Seither hat er auch die Leitung des Bach-Chores inne.

Eine unvorhersehbare Unterbrechung gab es nach dem zweiten Satz. Eine Sicherung war herausgesprungen, der Paukist stand im Dunkeln und konnte seine Noten nicht lesen. Nachdem Ersatzbeleuchtung beschafft war, konnte das Konzert fortgesetzt werden, ein anrührendes Erlebnis, am Ende gab es lang anhaltenden Beifall.

(Quelle: DLZ/Text: Elko Laubeck/Fotos: Henning Voss.)

Einen Film über die Brahmspreisverleihung gibt es auf der Internetseite www.boyens-zeitungen.de.
Die Laudatio von Bischöfin Kirsten Fehrs finden Sie hier.